
„Das ECOMAT bietet alles, was man für die Forschung braucht“

Romane Gauvain aus Paris und Nikolas Otte aus Hannover , Bild: ECOMAT/Raveling
Praktikum in der Luft- und Raumfahrt: Aus Paris und Hannover kommen Romane Gauvain und Nikolas Otte ins ECOMAT. Sie tauchen in die Welt der Bremer Luft- und Raumfahrtforschung ein und erhalten so wichtige Einblicke für ihr Studien- und Berufsleben.
Für viele Studierende stellt ein Praktikum den ersten Kontakt zur Berufswelt dar. Im ECOMAT in Bremen haben sie die Möglichkeit, praxisnahe Erfahrungen zu sammeln – unter anderem bei Airbus. Dort absolviert der 24-jährige Nikolas Otte aktuell sein 3-Monats-Praktikum. Die Französin Romane Gauvain nutzte ebenfalls im Winter 2024/2025 die Chance, beim Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien (IWT). Im Interview berichten sie über ihre Erfahrungen und Erlebnisse während ihres Praktikums im ECOMAT.
Frau Gauvin, wie fühlt es sich für Sie an, von der großen Metropole Paris in das „kleine“ Bremen zu kommen?
Romane Gauvain: Ich war vorher noch nie in Deutschland, es ist natürlich eine andere Kultur, die ich hier erleben durfte – und das war sehr schön. Ich finde, Bremen ist eine wundervolle Stadt und trotz der Kälte gefällt es mir hier. Natürlich ist Paris belebter und größer, aber auch Bremen wirkt weitläufig, und es gibt eine gewisse Vielfalt.
Was war Ihr erster Eindruck von der Bremer Forschungslandschaft?
Romane Gauvain: Ich war überrascht, wie groß das Netzwerk rund um das ECOMAT ist. Dass Airbus in Bremen ansässig ist, wusste ich. Dass es aber so viele Institutionen wie zum Beispiel das IWT gibt, war mich vorher nicht bewusst.

Austausch in der ECOMAT Caféteria, Bild: ECOMAT/Raveling
Herr Otte, wie war Ihr erster Eindruck vom ECOMAT?
Nikolas Otte: Ich war beeindruckt – das ECOMAT ist riesig, mit vielen Büros, Laboren und großen Hallen mit Maschinen. Das ECOMAT bietet meiner Meinung nach alles, was man für die Forschung in diesem Bereich braucht. Besonders im Hinblick auf die Schwerpunkte des Zentrums – nachhaltige Materialien und Technologien in der Luftfahrt – scheint es der perfekte Ort für Unternehmen zu sein, um hier als Partner mitzuwirken - was die Vielzahl an ansässigen Firmen bestätigt.
Was hat Sie beide dazu bewegt, sich für ein Praktikum hier zu entscheiden?
Romane Gauvain: Ein Familienmitglied, das bei Airbus arbeitet, hat mich auf das ECOMAT und dann wiederum auf das IWT aufmerksam gemacht. Dort kam ich mit Dr. Anastasiya Tönjes, der Leiterin der Abteilung für Leichtbaumaterialien, in Kontakt. Der Bewerbungsprozess war dann tatsächlich sehr schnell und unkompliziert.
Nikolas Otte: Ich kam in Kontakt mit Dr. Hubertus Lohner, dem Vorstand der Innovationsplattform ECOMAT e.V., und er war von Anfang an offen für ein Praktikum, wodurch alles sehr schnell ging. Ich hatte mich bei Airbus direkt beworben und über Hubertus Lohner den Platz dann erhalten. Mein Büro ist auch hier im ECOMAT.
Sie haben mehrere Jahre in Hannover studiert und sind nun in Bremen. Wie war Ihr erster Eindruck von der Stadt?
Nikolas Otte: Zunächst eher negativ, da es bei meinen ersten Besuchen in Bremen immer regnerisch und dunkel war. Doch bei Sonne und blauem Himmel änderte sich meine Meinung schnell. Ein Spaziergang entlang der Weser und durch die verschiedenen Viertel zeigte mir, wie schön Bremen ist. Die Stadt fühlt sich manchmal wie ein Dorf mit Straßenbahn an – alles Nötige ist da, dennoch bleibt es gemütlich und überschaubar.
Frau Gauvin, wie haben Sie die Anfangszeit hier erlebt? War es leicht, neue Kontakte zu knüpfen?
Romane Gauvain: Ja, die Kolleginnen und Kollegen am IWT waren sehr freundlich und hilfsbereit, was den Einstieg für mich sehr angenehm gemacht hat. Die Atmosphäre im Büro ist offen und einladend – alle kennen sich, und es gibt viele gemeinsame Aktivitäten. Auch die Teamarbeit in dieser Form war neu für mich, das Arbeiten ist schon ein großer Unterschied zum Studium. Eine große Erleichterung war auch, dass alle Englisch sprechen.
Gibt es einen Ort in Bremen, an dem Sie besonders gerne Ihre freie Zeit verbringen?
Nikolas Otte: Mein absoluter Lieblingsort in Bremen ist das Weserstadion. Ich war als Kind großer Werder-Fan, habe dann aber irgendwann den Bezug dazu verloren. Ich finde, es ist die schönste Stadion-Location in Deutschland – direkt an der Weser gelegen mitten in der Stadt, einfach perfekt.
Romane Gauvain: Rund um den Marktplatz, direkt neben dem Dom, finde ich die Atmosphäre klasse. Die Gegend hat wunderschöne alte Gebäude, was den Charme ausmacht. Da es auf meinem Heimweg liegt, schaue ich dort oft vorbei – einfach, um die Stimmung auf mich wirken zu lassen.
Frau Gauvin, kommen wir nun zu Ihrem Praktikum zurück. Woran haben Sie genau gearbeitet?
Romane Gauvain: Mein Praktikum war Teil eines größeren Projekts in der Abteilung für additive Fertigung mit Metallpulvern. Ich führte ein komplettes Experiment durch – von der Auswahl des Pulvers über die Probenherstellung bis zu Wärmebehandlungen, mechanischen Tests und mikroskopischen Untersuchungen. Besonders spannend war es, den gesamten Prozess zu begleiten und viele neue Experimente kennenzulernen. Ich untersuchte Eisen und Formgedächtnislegierungen, um den Einfluss von HItzeparametern und chemischer Zusammensetzung auf die Mikrostruktur und den Formgedächtniseffekt zu analysieren.
Nikolas Otte: Vor zwei Wochen durfte ich das Laborteam begleiten und Tests miterleben, es war wirklich spannend! Formgedächtnislegierungen sind komplex, besonders für jemanden, der nicht direkt aus diesem Bereich kommt. Aber faszinierend und haben großes Zukunftspotenzial.

Bei einem Besuch im IWT lernt Nikolas Otte den Arbeitsplatz von Romane kennen, Bild: IWT
War die additive Fertigung für Sie ein neues Thema, oder hatten Sie bereits Erfahrung im Umgang mit den Prozessen?
Romane Gauvain: Den Prozess der additiven Fertigung mit Pulver kannte ich nur in der Theorie. Umso spannender war es, ihn live zu erleben. Im Studium bekam ich einen Überblick über verschiedene Verfahren, doch als ich von diesem Projekt hörte, wusste ich sofort: Das passt perfekt zu meinem Interessengebiet! Es war eine großartige Gelegenheit, tiefer einzutauchen.
Zurück zu Ihnen, Herr Otte – was ist Ihre Hauptaufgabe während des Praktikums?
Nikolas Otte: Meine Hauptaufgabe liegt im Projektmanagement und teilweise in der Kommunikation. Durch die Zusammenarbeit mit Hubertus Lohner erhalte ich Einblicke in viele Projekte. Da meine Bachelorarbeit Wasserstoffanwendungen behandelte und das ECOMAT in diesem Bereich wächst, ist es für mich besonders interessant, an Projekten wie dem Wasserstoff-Campus und der „Hydrogen Valley“-Initiative mitzuwirken. Derzeit bin ich eher Zuhörer, hoffe aber, künftig aktiver zu werden und kleinere Projekte leiten zu können. Mal sehen, wohin die Reise geht!
War es eine Herausforderung, sich in einem großen Unternehmen wie Airbus zurechtzufinden und die vielen Prozesse zu verstehen, bevor Sie aktiv mitarbeiten konnten?
Nikolas Otte: Ja, auf jeden Fall! Airbus in Bremen ist besonders spannend, da es hier sechs verschiedene Bereiche gibt – mehr als an vielen anderen Standorten. Mein Arbeitsbereich verbindet verschiedene Teams, darunter Airbus Materials & Processes sowie die Ariane Group. Es ist faszinierend zu sehen, wie diese Teams zusammenarbeiten und sich austauschen. Das gefällt mir besonders!
Herr Otte, Sie haben sich entschieden, Ihren Master in Bremen zu machen. Stand diese Entscheidung schon vor dem Praktikum fest, oder hat Ihre Zeit hier sie beeinflusst?
Nikolas Otte: Ja, größtenteils stand die Entscheidung schon vorher fest. Ich wollte eine neue Stadt kennenlernen, und Bremen erschien mir in diesem Bereich sehr interessant. Die Universität ist stark mit der Industrie vernetzt, besonders in der Luftfahrt. Ich denke, Bremen wird da ein bisschen unterschätzt. Außerdem bietet Bremen spannende berufliche Perspektiven.
Abschließend: Würden Sie anderen empfehlen, für ein Praktikum nach Bremen zu kommen?
Romane Gauvain: Ja, auf jeden Fall! Ich kann Bremen zwar nicht direkt mit anderen Städten in Deutschland vergleichen, aber insgesamt hatte ich eine wirklich gute Zeit hier. Ich denke, dass auch andere hier eine tolle Erfahrung machen würden.
Nikolas Otte: Da kann ich nur zustimmen. Bremen bietet viele verschiedene Möglichkeiten für Praktika bei spannenden Firmen und Instituten. Und die Bremerinnen und Bremer sind sehr freundlich, die Stadt hat ihren Charme.
Zu den Personen:
Romane Gauvain, Masterstudentin an der Arts et Métiers de Paris im Bereich Materials & additive Manufacturing.
Nikolas Otte, absolviert seinen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen an der Leibniz-Universität in Hannover.
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