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Mit dem ECOMAT in den Beruf gestartet – wie Young Professionals in Bremen einen Job finden

In der Luft- und Raumfahrtbranche einen Job nach dem Studium finden – Berufseinsteigerin Catherine Rau erzählt, wie ihr dank des ECOMAT in Bremen der Einstieg in den Job leicht fiel. Die 25-jährige Ingenieurin schloss im Juli 2022 ihr Luft- und Raumfahrttechnik-Studium ab, lebt in Bremen und arbeitet bei Airbus.

Frau Rau, was hat Sie nach Bremen gebracht?

Rau: Ich habe in Braunschweig Luft- und Raumfahrttechnik studiert und wollte für die Masterarbeit einen Blick in die Industrie werfen. Ich habe dann über meinen Professor Kontakt zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR hier im ECOMAT erhalten, das mir die Chance gab, im Rahmen des Virtual Product House industrienah eine Masterarbeit zu verfassen.

Worum ging es da?

Rau: Ich habe CFD-Simulationen gemacht, also Computational Fluid Dynamics, und habe mir im Bereich Hochauftriebssysteme zwei Modelle angeschaut, die unterschiedlich detailliert waren. Ich habe letztendlich untersucht, wie sich die beiden Modelle aerodynamisch bei Start und Landung verhalten.

War das eine komplett neue Aufgabe für Sie?

Rau: Ich habe in meiner Bachelorarbeit bereits eine CFD-Simulation gemacht. Das physikalische und mathematische Prinzip kannte ich vorher schon. In der Masterarbeit habe ich aber noch viel weitergehender gearbeitet und Konstruktionsaufgaben übernommen.

Haben Sie sich da selbst eingearbeitet oder hat das DLR-Team hier am ECOMAT unterstützt?

Rau: Ich hatte einen Betreuer hier vor Ort, der sich in dem Thema aus kannte, alle Programme selbst genutzt hat und Tipps geben konnte. Zudem hatte ich einen Kontakt bei Airbus, der Experte auf dem Gebiet ist und mir bei den Methoden und Programmen zur Seite stand. Wir haben fachliche Fragen gemeinsam diskutiert, das war ganz cool, einfach nochmal eine andere Sichtweise zu haben. Das hat mir sehr geholfen.

Nach Ihrer Masterarbeit haben Sie dann bei Airbus angefangen – ging das nahtlos über?

Rau: Ich habe mir mehrere Sachen überlegt. Auf der einen Seite stand die Überlegung zu promovieren, auf der anderen Seite habe ich schon im Verlauf meiner Masterarbeit nach offenen Stellen geschaut. Da bot sich dann bei Airbus eine interessante Option und letztendlich kam auch die Zusage für die Stelle, die ich jetzt habe. Das heißt, ich wusste schon während der Masterarbeit, dass ich auf jeden Fall in Bremen bleiben kann, das war natürlich beruhigend.

Was machen Sie jetzt bei Airbus?

Rau: Ich bin Systemingenieurin im Bereich der Hochauftriebssysteme. Wir arbeiten zum Beispiel an den Klappen: Wie bewegt sich die Klappe korrekt? Wie wird sie fixiert? Was muss passieren, damit es nicht zu Fehlern kommt? Wir arbeiten an den Flugzeugen von morgen, das finde ich sehr spannend.

Wollten Sie schon immer Flugzeuge bauen?

Rau: Als Kind wollte ich immer Astronautin werden, es hat mich also schon in die Richtung Luft- und Raumfahrt getrieben. Ich bin sicherlich durch meine Eltern geprägt worden, weil sowohl mein Vater als auch meine Mutter beide Ingenieure sind. Mir hat Mathe in der Schule immer schon Spaß gemacht und ich wurde darin gefördert.

Aber erst das Studium hat meine Leidenschaft geweckt. Ich finde die Technik total spannend. Zu wissen, dass man einen Teil dazu beiträgt, Flugzeuge zu verbessern und sie klimafreundlicher zu machen, ist meine größte Motivation. Und ich mag auch die Arbeitsweise, komplexe Themen im Team gemeinsam zu bearbeiten und analytisch und lösungsorientiert zu denken.

Sie arbeiten jetzt seit 7 Monaten in Vollzeit. Wenn Sie an die ersten Monate zurückdenken, was war die größte Herausforderung?

Rau: Ich glaube, die größte Herausforderung ist wirklich die andere Arbeitsweise, im Studium arbeitet man eher für sich. Das ist im Berufsalltag ganz anders, weil die Themen komplex sind und man die Aufgaben immer im Team löst. Da aktiv auf die Leute zuzugehen und sich Ratschläge zu holen, das war die größte Umstellung.

Was würden Sie sagen, braucht es, um im Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik als junge Ingenieurin oder junger Ingenieur erfolgreich zu sein?

Rau: In den Ingenieurwissenschaften bringt man das lösungsorientierte Denken aus dem Studium mit, das ist natürlich zentral. Aber auch Offenheit und Kommunikationsfähigkeit sind wichtig. Wir arbeiten alle im Team, man muss sich ständig absprechen und sich auch mal helfen lassen.

Ihr neuer Job bringt Sie auch immer wieder ins Forschungszentrum ECOMAT, oder?

Rau: Es gibt hier im ECOMAT ein sogenanntes Airbus-Plateau. Da treffen sich einmal wöchentlich Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen in einem Open Space. Wir haben da keine festen Arbeitsplätze, wenn man morgens hinkommt, sucht man sich einen Platz und kommt dabei schnell in direkten Austausch mit den anderen Disziplinen.

Und wie nehmen Sie das Arbeiten hier wahr? Ist es ein anderes Arbeiten als direkt im Bremer Airbus-Werk?

Rau: Auf jeden Fall. Ich mag den wöchentlichen Termin gerne, weil man aus seiner Abteilung rauskommt. Wir haben natürlich auch an den übrigen Tagen sehr viel Austausch. Aber das Schöne am Plateau ist, dass man über den Tellerrand schauen kann und etwas von den anderen Disziplinen mitkriegt. Zusätzlich gibt es immer einen Impulsvortrag pro Woche, von Kolleginnen und Kollegen oder auch von anderen Stellen.

War neben der Branche und Ihrer Leidenschaft für Flugzeuge auch die Stadt selbst ein ausschlaggebender Punkt, nach dem Studium hier in Bremen zu bleiben?

Rau: Ich mag die Stadt von der Größe her, die Innenstadt, die Lage an der Weser, die Grünflächen. Ich fühle mich hier wohl und würde gerne auch die nächsten Jahre hier bleiben und die Stadt noch besser kennenlernen. Es ist ein bisschen mehr los als in Braunschweig, aber Bremen ist trotzdem von der Größe her klein genug, um überall mit dem Fahrrad hinzukommen, um zentral zu wohnen und trotzdem schnell zur Arbeit zu kommen.

Haben Sie einen Geheimtipp für Bremen?

Rau: Auch wenn es kein Geheimtipp ist: Im Schnoorviertel bin ich total gern. Aber außerhalb der Tourist:innenzeiten, dann wird es gemütlich. Ansonsten gefällt mir das viele Grün in Bremen, der Werdersee zum Spazieren gehen oder Sport machen. Für die Flugzeugbegeisterten ist natürlich der Park Links der Weser ein Muss, der fast direkt an die Start- und Landebahn grenzt. Das ist jedes Mal ein Hit für mich, wenn die Flugzeuge über einen hinweg fliegen.

Die Norddeutschen gelten ja manchmal als etwas reservierter – haben Sie schnell Anschluss gefunden?

Rau: Ich bin zunächst bewusst in eine WG gezogen, um hier Anschluss zu finden, um neue Leute kennenzulernen, und das war auch eine richtig schöne Zeit. Mit dem Berufsstart war es dann okay zu sagen: Das Studentenleben ist jetzt vorbei und ich suche mir wieder eine eigene Wohnung. Ich habe hier mittlerweile einen guten Bekanntenkreis aufgebaut.

Was würden Sie anderen jungen Menschen raten, die gerade überlegen, Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren und jetzt einen Studienort suchen?

Rau: Ich glaube, die Stadtgröße spielt auf jeden Fall eine Rolle. Das ist etwas total Persönliches, würde ich sagen, ob man es lieber klein oder groß mag. Und dann natürlich die Hochschulen selbst. Letztendlich hat jede Uni ihre Schwerpunkte, und wenn es da die Vertiefungsrichtung gibt, die einen interessiert, ist die Stadt eher zweitrangig.

Natürlich schadet es auch nicht zu schauen, was es außerhalb der Unis in einer Stadt gibt. Hier in Bremen prägen Airbus und ArianeGroup eine sehr starke Luft- und Raumfahrtindustrie. Wenn man nicht nach dem Studium an der Uni bleiben will, schaut man natürlich im nächsten Schritt, welche Möglichkeiten einem der Standort bietet.

Eine letzte Frage: Ihr Berufsleben hat gerade erst begonnen – gibt es trotzdem schon etwas, was Sie in den kommenden Jahren erreichen möchten?

Rau: Also erst mal natürlich im Berufsleben ankommen. Airbus ist ein sehr großes Unternehmen, da die Komplexität zu durchblicken ist eine echte Herausforderung. Früher oder später möchte ich aber auch für eine Zeit ins Ausland gehen, mir dort andere Standorte anschauen und kennenlernen, wie in anderen Ländern, anderen Kulturen gearbeitet wird.

Catherine Rau, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!



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