„Wir leben die Europäische Freizügigkeit“

Wie kommt Forschungswissen in die industrielle Anwendung? Eine hochrelevante Frage zum Beispiel in der Luftfahrt, die, im Rahmen des „European Green Deal“, möglichst schnell nachhaltig werden will. Antworten hat esploro projects GmbH. Das Unternehmen im ECOMAT ist hochspezialisiert – und Konsortialpartner einiger der größten EU-Forschungsprojekte.

Um 15 Prozent weniger Treibstoffverbrauch als aktuelle, vergleichbare Flugzeuge als Beitrag zu den Gesamtzielen – das EU-Forschungsprojekt UP Wing (Ultra Performance Wing) hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt. Von Anfang 2023 bis 2026 arbeiten rund 30 Partner:innen aus ganz Europa zusammen. Sie entwickeln zwei verschiedene Flügelkonfigurationen, die zum einen für Flugzeuge mit SAF (Sustainable Aviation Fuel) und zum anderen mit Wasserstoff-Antrieben ausgelegt sind. Die EU fördert das Projekt mit 38 Millionen Euro – aus Bremen sind unter anderem das BIAS-Institut und die Universität Bremen als Partner dabei.

Ein weiterer Partner ist esploro projects. Das Bremer Unternehmen verantwortet im Projekt UP Wing den Themenkomplex „Dissemination, Communication und Exploitation". Darüber hinaus berät und managt esploro projects GmbH als Konsortialpartner und Unterauftragnehmer EU-Projekte mit dem Ziel der nachhaltigen Luftfahrt (Clean Aviation): „Wir unterstützen bei der Anbahnung, Bewerbung, Durchführung und beim Closure von Förderprojekten“, so Unternehmensgründer Carsten Dörgeloh. „Zu unseren Aufgaben gehören insbesondere das Vertrags- wie auch das Projektmanagement.“ Sehr erfolgreich konnte das Unternehmen diese Disziplinen beispielsweise im kürzlich abgeschlossenen „Large Passenger Aircraft“ Projekt im Clean Sky 2 Programm gestalten und umsetzen.

Mit seinen neun Angestellten begleitet das Unternehmen heute Projekte mit einem Gesamtfördervolumen von mehr als 300 Millionen Euro mit Partnern in 16 europäischen Ländern.

Wissen für alle verfügbar machen

Eine der Kernaufgaben in den Projekten ist der Bereich Dissemination, Communication und Exploitation (engl. für Verbreitung, Kommunikation, Verwertung des erzeugten Wissens). Bei Communication geht es darum, die EU-Projekte in der Öffentlichkeit und in der wissenschaftlichen Community bekannter zu machen, zum Beispiel über Videos wie das obere und Social Media Präsenz. Ebenso spielen die beiden Punkte Dissemination und Exploitation bei EU-Projekten eine zentrale Rolle. „Dissemination“ meint dabei die Veröffentlichung und Verbreitung des Wissens – anstatt in der Schublade zu verschwinden, sollen neue Erfindungen und Forschungsergebnisse von möglichst vielen Unternehmen und Institutionen genutzt werden. „Das generierte Wissen verpflichtet auch immer zur wissenschaftlichen Verbreitung dieser während oder nach Anschluss des Projekts. Darum kümmern wir uns unter anderem“, so Dörgeloh weiter.

Bei Exploitation geht es hingegen darum, neue Erkenntnisse in die Anwendung zu bringen, sodass daraus neue Produkte – wie zum Beispiel neue Flügelkonfigurationen – entstehen können. EU-Projektförderungen erstrecken sich bis zum sogenannten Technological Readiness Level 6 (d.h. bis zum Prototypen in Einsatzumgebung). Danach bringen Unternehmen oder Verbundprojekte aus eigener Kraft die Innovation bis zur Marktreife voran.
Beim Aufgabenfeld Exploitation spielt zudem die Klärung der Nutzungsrechte eine große Rolle. Denn bei mehreren Dutzend Projektpartnerinnen und -partnern pro Förderprojekt gibt es unterschiedliche Interessen und Begehrlichkeiten. Hier berät esploro die Konsortien, auszuhandeln, wer welches Wissen in welchem Umfang weiternutzen kann.

„Bei uns geht es immer um Vertrauen, Vernetzung und Verlässlichkeit“, fasst Dörgeloh die Mission von esploro projects GmbH zusammen. Das Unternehmen sei EU-weit hervorragend vernetzt und kenne die relevanten Akteure aus der Luftfahrtindustrie und -forschung. Auf dieses Wissen setzen die Forschungskonsortien, die sich für neue EU-Förderprogramme zusammentun und dabei esploro projects GmbH als Partner für Konsortial- , Vertrags- und Projektmanagement gewinnen.

„Ein EU-Förderantrag umfasst für gewöhnlich 500 Seiten. Dieser beinhaltet unter anderem neben den technischen Herausforderungen, der Ambition und des erwarteten Impacts auch die Belange der verschiedenen Anspruchsgruppen innerhalb der EU und darüber hinaus“, so Dörgeloh weiter. Gerade hier sieht er die Stärke des Unternehmens: im Moderieren und Formalisieren unterschiedlichster, technischer und administrativer Anforderungen sowie den Interessenausgleich gegenüber den verschiedenen Stakeholdern.

Der europäischen Idee verschrieben

Die esploro-Mitarbeiter:innen sitzen dabei sowohl in Bremen als auch in Hamburg und Toulouse – an den Hotspots der europäischen Luftfahrtindustrie. „Das ist für mich die europäische Idee. Wir arbeiten örtlich dezentral, dennoch eng vernetzt, meist hybrid an Herausforderungen wie der nachhaltigen Luftfahrt zusammen mit unseren Projektpartnern. Diese Forschungsprojekte zeigen, wie Europa funktioniert und welche Vorteile diese Zusammenarbeit uns allen bringt. Wir leben diese europäische Freiheit, arbeiten gemeinsam für die richtige Sache“, erklärt Carsten Dörgeloh. Ein wichtiger Aspekt beim Wachstum des Unternehmens sei hierbei auch die Diversität. So besteht das Team von esploro projects GmbH aktuell aus unterschiedlichsten Altersgruppen, Geschlechtern, Bildungshintergründen, Nationalitäten und Sprachen. Bei drei Standorten solle es nicht bleiben, es ist durchaus das Ziel auch an weiteren europäischen Standorten vertreten und präsent zu sein.

esploro spaces bringt die ECOMAT-Community zusammen

Neben der Vernetzung auf europäischer Ebene engagiert sich esploro seit Mitte des Jahres 2022 auch für eine intensivere Vernetzung der Luftfahrt-Community am Standort Bremen: Mit der Schwesterfirma esploro spaces GmbH hat das Forschungs- und Technologiezentrum ECOMAT seine eigene Anbieterin für einen Coworking-Space gewonnen. An zwölf Langfrist- und neun Kurzfrist-Arbeitsplätzen mieten sich Unternehmen aus allen Bereichen der europäischen Luft- und Raumfahrtfahrt ihren Platz um gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Geschätzt werden neben den modern eingerichteten all-inclusive Arbeitsplätzen auch die Nähe zu den Mietern im ECOMAT, u.a. Airbus, DLR, Fraunhofer-Gesellschaft, TESTIA ... Hinzu kommen ein voll repräsentativer, komplett ausgestatteter Meetingraum inklusive neuster IT-Ausstattung und Cateringangebot, sowie eine Cafeteria, mittlerweile ein willkommener Anlaufpunkt für die ECOMAT-Gemeinschaft.

Die Unternehmen im ECOMAT als auch externe Partner nutzen diese Flächen häufig als Workshopraum. Daneben engagiert sich das esploro spaces GmbH Team aktiv dafür, die einzelnen Coworking-Mieter:innen miteinander als auch dem ECOMAT zu vernetzen, etwa bei Pitching- und Kennenlern-Events. Einer der jüngsten Zugänge ist zum Beispiel das Niederländische Zentrum für Luft- und Raumfahrt (NLR), das mit seinem Bremer Büro bei esploro spaces die niederländische und norddeutsche Luftfahrtindustrie näher zusammenbringt.

 

Von Anfang an gut dabei

Beim Start im ECOMAT unterstützte die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH esploro projects GmbH und esploro spaces GmbH mit ihren Ansiedlungs- und Unternehmensservices. „Die Unterstützung haben wir immer als sehr zielgerichtet wahrgenommen. So konnten wir hier im ECOMAT den Rahmen schaffen, um uns erfolgreich aufzustellen“, lobt Dörgeloh die Organisation im Bremer Forschungszentrum. Als Bauherrin und Koordinatorin begleitet die WFB die Entwicklung vor Ort nach wie vor eng.

Das esploro-Team blickt zuversichtlich in die Zukunft. Das Unternehmen will mit neuen Projekten wachsen und sich diversifizieren – zu den weiteren Aufgabengebieten der Bremer gehören etwa die Beratung zum Life Cycle Assessment in der Luftfahrtindustrie. Dafür sucht das Team ständig Verstärkung – den es zum Teil auch selbst ausbildet, etwa über Masterarbeiten, die projektbegleitend entstehen. „Verschiedene Kulturen und Arbeitsweisen beherrschen und sich auf europäischer Ebene zu bewegen, das macht die Arbeit bei uns so spannend“, schließt Dörgeloh.

 

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